
Rolle….vorwärts oder rückwärts?
07.05.2025Manchmal bekommen wir auf sehr einfache Fragen keine konkrete Antwort von den Gruppen. Z.B.: Wer beantwortet bei euch eigentlich die Emails? Wer ist zuständig für Bestellungen? Wer kümmert sich um Reparaturen? Alle schauen sich etwas unschlüssig an, keine*r sieht sich so richtig in dieser Rolle. Post wird meistens schon gelesen, aber dann….? Wir fragen also weiter, was hindert Gruppen daran, verlässliche Rollen festzulegen, Dienste untereinander aufzuteilen…? Nervt diese Unklarheit bei der alltäglichen Erledigung der Aufgaben nicht schrecklich?
Selten bei kleineren Kollektiven von 3 – 4 Personen, doch bei größeren Projekten erleben wir: der Anspruch nach gemeinsamer Verantwortung wird sehr ungenügend umgesetzt. Was kann oder muss ich sogar autonom entscheiden? Wann muss ich welche Dinge mit wem absprechen? Wann muss ich Themen im Plenum einbringen? Was muss überhaupt alles geklärt werden? Wann muss sofort gehandelt werden?
In vielen Beratungen begegnen uns diverse Hindernisse, die offenbar eine sinnvolle Rollenteilung zumindest behindern. Einen individuellen Zuschnitt in gemeinsamer Verantwortung erschweren.
Buchhaltung, Betriebswirtschaft, Behörden, Lohnabrechnung, Einkaufsplanung, Kund*innenkontakte, Verträge, verbindliche Zusagen schließen, Kommunikationsarbeit, usw.: eine tägliche Lawine von Anforderungen, oft neben der ‚eigentlichen’ Arbeit, wie drucken, bauen, Lebensmittel verkaufen oder herstellen. Einige wenige Mitstreiter*innen greifen da mutig und schnell zu. Andere sind genau darüber froh und bleiben lieber in Deckung. Einige sind ahnungslos und trauen sich nicht, andere stürzen sich in neue Themen, wuseln sich irgendwie da durch. Einige sind schon länger dabei, sind offenbar erfahrener, andere halten gerade deshalb ihre Hände besser raus. Und so läuft der Laden dann halt irgendwie….
Ja, das stimmt: irgendwie! Nach unserer Wahrnehmung allerdings mit sehr vielen Nachteilen. Vor allem mit einem hohem nervlichen Energie- und Zeitaufwand, Missverständnissen, Doppelarbeit, Versäumnissen, Ungenauigkeiten und ggf. finanziellen Löchern. Leider ist das häufig das Gegenteil einer effektiven Erledigung des Notwendigen. Auch verbunden mit einer schleichenden inneren Hierarchisierung, je nach Wichtigkeit der zu erledigenden Aufgaben, sprich Macht für Einzelne.
Aus unserer Sicht ‚lohnt’ es, sich diesem Bereich im Projekt oder Kollektiv strukturell und systematisch zu nähern. Ja, es stimmt, das kostet in dem Moment noch mal mehr Energie und Zeit. Doch mit sehr guter Aussicht auf eine größere Zufriedenheit, ohne hektische Notmaßnahmen, dem kurzfristigen Stopfen von Löchern. Ohne Kopf einziehen, mit mehr Gemeinsamkeit in der Verantwortung und einer solidarischen, tragbaren Belastung für alle Beteiligten.
Es kann helfen: eine Aufstellung aller regelmäßigen und/oder anstehenden betrieblichen Herausforderungen. Eine Definition und Begrenzung einzelner Betriebsbereiche. Eine qualitative und quantitative Aufgabenbeschreibung der einzelnen Segmente. Die Festlegung autonomer und kollektiver Entscheidungsfälle. Die Ermittlung des noch fehlenden Wissen und Können, Wege der entsprechenden Vermittlung usw.. Je genauer diese Festlegungen erfolgen, um so besser können notwendige Anpassungen durch den Alltag laufend vorgenommen werden. Ohne immer wieder Grundsatzdiskussionen führen zu müssen. Auch wenn nicht alles vollständig und dauerhaft zu erfassen ist, Schritte in diese Richtung können vieles andere ermöglichen.
Ebenso Klarheit über den gemeinsamen oder auch höchst persönlichen Umgang mit Aufgaben in Bezug auf die Zusammenarbeit: u.a. wie ist die Atmosphäre in der Gruppe, kann gut kommuniziert werden, bahnen sich tiefgreifende Konflikte an, welche übergreifenden Faktoren müssen im Auge behalten werden…. und wie geht es mir im Projekt?
Nur Mut zur Rolle vorwärts!