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Ein Beschluss ist ein Beschluss ist ein Beschluss….

07.06.2024

Zum alltäglichen Handwerk von Gruppen gehört das Fassen von Beschlüssen. Als Reaktion auf ihren ständigen Veränderungs- und Handlungsbedarf stehen sie idealerweise am Ende eines gemeinsamen Prozesses. Und werden von der Umsetzung gefolgt. Die Praxis sieht allerdings oft anders aus:
Da bleiben Beschlüsse in der Luft hängen, weil man zwar „mal das Auto reparieren, eine Stellungsnahme formulieren, eine Liquiditätsplanung… machen müsste“, aber nicht wirklich will oder kann. Die Notwendigkeit eines Beschlusses wird zwar festgestellt, aber es wird nicht zu Ende auf den Punkt gebracht, wer bis wann, was macht. Was allen einzeln die Möglichkeit gibt, sich vor der Umsetzung wegzuducken. Was nicht geklärt wird ist, wem die Umsetzung wichtig ist, wer dafür Verantwortung übernimmt, ob das Wissen ausreichend verteilt ist, sodass es genug Menschen gibt, die Aufgaben übernehmen können, ob die Kapazitäten überhaupt reichen.

So kann es auch dazu kommen, dass im Überschwang der Begeisterung oder aus Pflichtgefühl Beschlüsse gefällt werden: „Wir machen ein Hoffest, wir setzen endlich die geplanten Baustellen um…“ Für die dann bei nüchternem Licht betrachtet die Energie zur Umsetzung nicht reicht.
Oder Beschlüsse werden von einzelnen vorbereitet, eingebracht und argumentiert. Und alle anderen winken sie durch – aus Überforderungen, oder einfach Unachtsamkeit. Oder weil das Vertrauen fehlt, Fragen zu stellen oder zu widersprechen. So bringen einzelne punktgenau durch, was ihnen wichtig ist, aber die Frage, ob alle anderen das auch wollen, bleibt oft ungeklärt. Und das fällt der Gruppe manchmal im Nachhinein auf die Füße, wenn sie dann etwas auslöffeln muss, was sie sich eigentlich gar nicht einbrocken wollten.

Es gibt verschiedene Stellen, an denen ein Beschluss sich verhaken kann. Diese Haken können sichtbar gemacht – und auch gelöst werden, wenn der Beschluss bis zu Ende durchdacht wird und gemeinsam geklärt wird: Was heißt das genau, was wir hier beschließen? Für wen ist das, warum wichtig? Was folgt daraus? Und was würde daraus folgen, wenn wir das nicht machen? Wer übernimmt die Verantwortung für die Umsetzung? Was brauchen wir für die Umsetzung (Wissen, Zeit)? Und nochmal: Wollen wir das wirklich?

Die Motivation für die Umsetzung wird um so größer sein, je mehr der Beschluss tatsächlich zu den aktuellen Bedürfnissen aller passt. Und andersherum: Wenn ein Beschluss ewig Theorie bleibt, kann es auch einfach sein, dass er nicht passt. Vielleicht ist er zu aufwändig in der Umsetzung oder trifft gar nicht den Kern der Sache. Dann braucht es vielleicht die bewusste Entscheidung, sich von unpassenden Beschlüssen zu verabschieden.

Durch diesen Prozess: die gemeinsame Beschäftigung mit einem Thema, ggf. sammeln von Informationen, entwickeln und abwägen von Argumenten, zuhören und nachvollziehen verschiedener Perspektiven und sich auf einen Beschluss einigen, gibt es dann nicht nur praxistaugliche Beschlüsse, sondern auch mit jedem Beschluss eine stabilere, kompetentere Gruppe.

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